STUNDE NULL? DEUTSCHLAND ZWISCHEN ABGRUND UND AUFBRUCH

Eine Produktion von Axensprung Theater in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg

Stunde Null - Axensprung Theater

"Stunde Null" – ein hochumstrittener Begriff.

Wirklich ein Neuanfang oder eher ein Mythos, um verdrängen zu können was war?

Die Zeit einer gewaltigen Aufbruchsstimmung und zerrissener Gegenwart zugleich.
Eine Familie durchlebt die chaotischen ersten Nachkriegsjahre, in der die alte Ordnung in Trümmern liegt. Haltungen, Hoffnungen und Wünsche prallen aufeinander.

Man versucht, sich irgendwie durchzuschlagen und organisiert abenteuerlich das Nötigste auf dem Schwarzmarkt. 


Millionen Heimatlose ziehen durchs Land, die Besatzungsmächte geraten zunehmend in Konflikt, die D-Mark kommt, der Kalte Krieg bricht aus.

Und aus einem Deutschland werden zwei.

Premiere:

4. März 2025, 19:30 Uhr

Mahnmal St. Nikolai
Willy-Brandt-Straße 60

Weitere Vorstellungen im März, jeweils um 19:30 Uhr:
Mi 5. / Do 6. / Fr 7. / Sa 8. / So 9.
Im Mai 2025 gibt es auch im Museum für Hamburgische Geschichte (Holstenwall 24) Vorstellungen, jeweils um 19:30 Uhr: 04., 05. und  07. - 11.05.2025

Mit: Oliver Hermann, Angelina Kamp, Mignon Remé, Erik Schäffler, Markus Voigt.

Regie: Erik Schäffler. Text: Oliver Hermann & Markus Voigt. Musik: Markus Voigt. Kostüme: Frauke Volkmann. Bühne & Projektion: Oliver Hermann. Fotografie: Alexandra Calvert. 

Sophie Scharlau

Sophie Scharlau, geborene Köhler, ist seit Jugendzeiten eng mit Simon Bloch und Max Scharlau befreundet. Zusammen mit ihrem Bruder Harry bilden die vier ein unzertrennliches Quartett, bis die politische Katastrophe 1933 ihr Band jäh zerreißt. Sophie konnte sich lange Zeit nicht zwischen Simon und Max entscheiden, heiratete letzteren dann aber nach einer ungeplanten Schwangerschaft Hals über Kopf. Sophie machte eine Ausbildung zur Bürokauffrau und glänzte in ihrem Beruf mit schneller Auffassungsgabe, Organisationstalentund Loyalität. Sie hat eine große Fähigkeit, sich den jeweiligen Verhältnissen geräuschlos und geschmeidig anzupassen. Zu ihrer Überraschung wird sie nach Einrichtung der britischen Militärverwaltung in Hamburg vom mittlerweile britischen Staatsbürger Sergeant Simon Bloch als Sekretärin eingestellt.

Sophie Scharlau

Carla Scharlau

Carla ist das einzige Kind von Sophie und Max Scharlau. Geboren in der Weimarer Republik, später sozialisiert unter der NS-Ideologie, durchlief sie zwangsläufig die nationalsozialistischen Jugendorganisationen “Jungmädelbund” und “Bund deutscher Mädel”. Carla Scharlau hat den Pragmatismus ihrer Mutter geerbt und ihr gelingt es, in der ersten chaotisch-anarchischen Periode des Nachkriegs, lebenswichtige Dinge durch Pfiffigkeit und Organisationstalent zu besorgen. Mit dem Auftauchen ihres aus Kriegsgefangenschaft zurückkehrenden Vaters und des ehemaligen Patenonkels als jetzt britischer Offizier aus dem Exil gerät Carlas Weltbild ins Wanken: Es kommt zu heftigen Auseinandersetzungen über Schuld, Vergangenheit und Verantwortung. Als Vertreterin einer jungen, sich der Demokratie gegenüber offen zeigende Generation ist es letztlich Carla, auf die Simon seine noch vorhandenen Hoffnungen mit Blick auf ein neues und demokratisches Deutschland setzt.

Carla Scharlau

Max Scharlau

Max Scharlau positioniert sich im Verlauf der Weimarer Republik wie viele konservativ und national und arrangiert sich früh mit den Nationalsozialisten. In der Freundesclique mit Simon Bloch, und den Geschwistern Köhler hat Max Mitte der 1920er Jahre Sophie geheiratet, da diese mit Carla von ihm schwanger wurde. Aufgrund vermeintlich besserer Karrierechancen tritt Max 1933 früh in den “Nationalsozialistischen Lehrerbund” ein. Er wird Anfang 1941 zum Wehrdienst eingezogen und aufgrund seiner hervorragenden Französischkenntnisse als Dolmetscher und LKW-Fahrer bei der Besatzungsarmee im Nachbarland eingesetzt. Beim Zusammenbruch des deutschen Heeres im Frühjahr 1945 von den Amerikanern als “Prisoner of War” mehrere Wochen in einem der “Rheinwiesenlager” unter freiem Himmel interniert. Offener Verdacht der Beteiligung an einem Kriegsverbrechen in Nordfrankreich während der Endphase des Krieges.

Max Scharlau

Simon Bloch

Simon Bloch ist gebürtiger Hamburger und säkularer Jude. Ein enger Jugendfreund von Sophie, Harry und Max, Patenonkel von Carla. Ging bei den Scharlaus bis 1933 ein und aus und studierte in der Weimarer Republik zusammen mit Max Lehramt für höhere Schulen ander Universität Hamburg. Mit der Machtübernahme der Nazis wird Simon von seinen alten Freunden zunehmend gemieden und noch im gleichen Jahr von den nunmehr gleichgeschalteten Behörden aus “rassischen Gründen” vom Schuldienst suspendiert. Mitte 1934 emigriert er nach England und kehrt erst nach zwölf Jahren wieder in sein zerstörtes Geburtsland zurück. Als Offizier der britischen Besatzungsarmee ist er 1945 an der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen beteiligt. Sergeant Simon Bloch leitet ab Mai im Rahmen des “Civilian Military Government” in Hamburg u.a. die Verhöre im Rahmen der anlaufenden Entnazifizierungsmaßnahmen. Simon wird dabei gleich zu Beginn schmerzhaft mit seiner Vergangenheit konfrontiert.

Simon Bloch

Harry Köhler

Harry Köhler lebt in Berlin und war bis 1933 eher passives Mitglied in der KPD, trat dann aber kurz vor der “Machtergreifung” der Nazis aus der Partei aus. Während der 13-jährigen Diktatur gelang es ihm, konsequent unter dem Radar zu fliegen und so Verhaftungen durch das Regime zu entgehen. Er hat sich in dieser Zeit als Journalist für kleine, unpolitische Blätter schreibend über Wasser gehalten. Als Soldat war er in sowjetischer Kriegsgefangenschaft, wurde aber schon kurz nach Kriegsende wieder entlassen. Mit Installierung der sowjetischen Verwaltung in Ostberlin und der aus dem Exil zurückgekehrten “Gruppe Ulbricht” tritt Harry wieder in die Partei ein. Er erhält das Angebot, für den im Aufbau befindlichen neuen sozialistischen “Berliner Verlag” zu schreiben, wird aber zuvor mit dem Auftrag in die Westzone geschickt, dort größere Mengen Papier für den Druck zu organisieren. Harry Köhler glaubt als unverbesserlicher Optimist an die Segnungen eines “besseren Deutschland” unter sowjetischer Führung.

Harry Köhler